Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weist in einer Stellungnahme vom 17.09.2019 darauf hin, dass aus Küchenutensilien wie Kochlöffel, Pfannenwender oder Schneebesen aus Polyamid (PA) Bestandteile dieses Kunststoffes in Lebensmittel übergehen und somit von Verbraucherinnen und Verbrauchern beim Verzehr aufgenommen werden. In seiner Stellungnahme beurteilt das BfR die Oligomere aus zwei verschiedenen Polyamiden, die hauptsächlich für die Herstellung von Küchenutensilien verwendet werden. Hierbei handelt es sich um PA 6-Oligomere mit n = 2 bis 8 (Dimer bis Octamer) der Ausgangsverbindung ε-Caprolactam und PA 6,6-Oligomere mit n = 1 bis 4 („Monomer“ bis Tetramer), Ausgangsverbindungen Adipinsäure und Hexamethylendiamin.
Dem BfR wurden von den Herstellern dieser Küchenutensilien entsprechende Studien zur Toxizität verschiedener zyklischer PA-Verbindungen vorgelegt. Basierend auf diesen Daten konnten Oligomere von PA 6 (Dimer bis Oktamer) und PA 6,6 (Monomer bis Tetramer) in einem Gruppenansatz bewertet werden. Die Verbindungen werden als nicht genotoxisch eingeschätzt. In hohen Dosen treten allerdings gesundheitliche Effekte in der Leber und der Schilddrüse auf, die auf die Verstoffwechslung zurückzuführen sind. Aufgrund der vorliegenden Daten wird ein Übergang von 5 mg/kg Lebensmittel als Gruppen-Migrationswert der genannten Verbindungen als toxikologisch akzeptabel eingestuft. Dabei wird nach den Vorgaben der europäischen Kunststoffverordnung (EU) Nr. 10/2011 für einen Erwachsenen eine tägliche Verzehrmenge von einem Kilogramm Lebensmittel angenommen, das mit Lebensmittelkontaktmaterial in Berührung gekommen ist.
Die in den Jahren 2016/2017 untersuchte Gruppen-Migration ringförmiger PA-Oligomere aus Küchenutensilien der amtlichen Lebensmittelüberwachung lag in 23 von 33 Gegenständen unter 5 mg/kg LM. In 10 der 33 Gegenstände wurde allerdings eine Freisetzung von mehr als 5 mg/kg LM bestimmt (Prüfbedingungen: 30 min oder 2 h bei 100 °C). Die vorliegenden Daten zeigen, dass der hier abgeleitete Gruppen-Migrationswert von 5 mg/kg Lebensmittel grundsätzlich eingehalten werden kann. Auf eine Minimierung des Überganges von PA-Oligomeren sollte daher schon bei der Herstellung der Utensilien geachtet werden. Verbraucherinnen und Verbrauchern empfiehlt das BfR, bei der Verwendung von PA-Küchenhelfern den Kontakt mit Lebensmitteln, insbesondere bei hohen Temperaturen (größer als 70 °C) so kurz wie möglich zu halten.
QUELLE:
- Stellungnahme Nr. 036/2019 des BfR vom 17. September 2019: Polyamid-Küchenutensilien: Kontakt mit heißen Lebensmitteln möglichst kurz halten; DOI 10.17590/20190917-105644
Dr. Herbert Otteneder