Nach ihrer jüngsten Testserie, die ÖKO-Test an 43 Pilsbieren durchführen ließ, war in zwei Drittel der Proben kein Glyphosat mehr nachweisbar. Mit ein Grund für die neuerliche Untersuchung, waren die Ergebnisse des Umweltinstitut München e. V. aus dem Jahr 2016, wonach in allen der insgesamt 14 getesteten Bieren Glyphosat in Mengen zwischen 0,46 und 29,74 µg/l Glyphosat festgestellt wurden (Food & Recht, 4/2016 S. 19). Als „erschreckendes Ergebnis“ beurteilte das Münchner Institut diesen Befund. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rechnete nach, dass bei dem festgestellten Höchstgehalt von 30 μg/l, eine Aufnahmemenge bei einem Erwachsenen (60 kg Körpergewicht) resultiert, die mehr als 1000-fach niedriger liegen würde als die derzeit als unbedenklich geltende lebenslänglich duldbare Aufnahme (ADI). Um gesundheitlich bedenkliche Mengen von Glyphosat aufzunehmen, müsste ein Erwachsener an einem Tag rund 1000 Liter Bier trinken.
Trotz dieses geringen Risikos hat laut ÖKO-Test der Deutsche Brauerbund Minimierungsmaßnahmen entlang der Produktionsstufen durchgeführt. Deren Wirkung sich nach Meinung der Tester in den neuerlichen Ergebnissen nieder geschlagen hat. Unter den 15 als positiv getesteten Bieren enthielten 13 Mengen von mehr als 0,01 mg/kg Glyphosat bezogen auf die verwendete, unverarbeitete Braugerste. Dazu wurde ein Verarbeitungsfaktor für Glyphosat in Bier von 0,05 (Quelle: BfR-Datensammlung zu Verarbeitungsfaktoren) herangezogen, unter der Annahme, dass der im Bier gemessene Gehalt zu 100 % aus der Braugerste stammt. Bei zwei Proben ließen sich lediglich Spuren nachweisen. Unter den getesteten Proben befanden sich auch sieben Bio-Biere, darunter eine, in der auf die Braugerste zurückgerechnet Glyphosat von mehr als dem Bio- Orientierungswert von 0,01 mg/l entsprach, nachgewiesen werden konnte.
Weiter geprüft wurde auf Qualitätsparameter wie die Bittereinheiten (EBC, Werte nach MEBAK von 21,0 – 37,0), die Stammwürze und den Endvergärungsgrad, deren Vorgaben für Pils erfüllt waren. Die deklarierten Alkoholgehalte, entsprachen im Rahmen der üblichen Toleranz den analytisch festgestellten Werten. Zwei Biere bestanden den Test auf Schaumhaltbarkeit nicht. Die mikrobiologische Untersuchung ergab keine Hinweise auf Keime, die zum Verderb von Bier führen können.
Bewusst verzichtete ÖKO-Test auf die Wiedergabe der sensorischen Werte durch die beauftragten Profi-Tester. Die Ergebnisse, hängen vom Zufall und der Lagerung ab. Oft ist die Lagerung in Getränke- und Supermärkten, in Tankstellen und Discountern so schlecht, dass selbst ein perfekt gebrautes Bier geschmacklich Schaden nehmen kann. Weiter weist das Magazin auf die Auffassung eines Biersensorik-Experten hin, wonach Pils auf Grund seines hohen Hopfengehalts auf ungeeignete Lagerung empfindlicher reagiert als andere Biere. ÖKO-Test empfiehlt daher, dass die Brauer das Abfülldatum auf die Flaschen drucken. Dann könnten Verbraucher sehen, wie lange die Flaschen schon im Laden stehen und damit einschätzen, wie es um die sensorische Qualität des Pilsbieres steht.
QUELLE:
• ÖKO-TEST Ausgabe 6/2019 S. 38 ff
Dr. Herbert Otteneder