Noch vor zehn Jahren stellte die Stiftung Warentest beim Vanilleeis fest: „Die Hersteller geizen mit Vanille“. Einige halfen sogar mit synthetischem Vanillin nach. Dies hat sich geändert. Nach den Ergebnissen des aktuellen Tests vom August dieses Jahres verdoppelte sich im Schnitt der Gehalt gegenüber der früheren Untersuchungsreihe, und dies, obwohl sich der Preis für Vanille seitdem mehr als verzehnfacht hat. Allerdings wiesen 5 der insgesamt untersuchten 19 Eisproben nur zwischen 0,01 und 0,04 % Vanille auf. Laut Testurteil deutlich zu wenig. Erschwerend kam hinzu, dass bei zwei Erzeugnissen zu viel Fremdaroma nachgewiesen wurde, das nicht aus der Vanille stammte, aber das Vanillearoma verstärken kann. Bei 13 Proben wurden zufriedenstellende Anteile an Vanille zwischen 0,11 und 0,60 %, im Durchschnitt 0,18% festgestellt. Ein Mindestgehalt an Vanille ist nicht festgelegt. Die Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuches fordern lediglich einen deutlich wahrnehmbaren Vanillegeschmack, den Vanilleeis ausschließlich durch gemahlene Vanilleschoten, Vanilleextrakt und/oder natürliches Vanillearoma erhält. Die oben genannten 13 Proben wiesen nach dem Urteil der Verkoster eine kräftige bzw. deutliche Vanillenote auf. Bei einigen Erzeugnissen war allerdings der Vanillegeschmack durch eine Zabaionenote überlagert.
Unter den 19 Proben Vanilleeis in Haushaltspackungen waren fünf als Eiscremes bezeichnet. Sie enthielten laut Deklaration zwischen 27 und 39 % Sahne. Nach den Leitsätzen für Speiseeis sind bei Eiscreme mindesten 25 % Milchfett üblich. Die untersuchten Proben veganes Vanilleeis enthielten Kokosfett, wie auch die meisten übrigen Proben mit der Bezeichnung „Eis“. Ökologisch bedenkliches Palmfett enthielt keines dieser Erzeugnisse.
Besonders negativ fielen ein veganes Soja- und ein veganes Lupinen-Eis auf. Ersteres enthielt deutlich mehr als 5 % Fremdaroma, einen vergleichsweise hohen Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH) und eine nach den Leitsätzen nicht üblichen Gehalt an „natürlichen Aromen“. Weiter wiesen die Analysen darauf hin, dass auch nicht natürliche Aromastoffe verwendet wurden und der gemessene Gehalt an Zucker den in der Nährwerttabelle angegeben Gehalt um das Vierfache übertraf. Bei dem Letztgenannten Erzeugnis waren ebenfalls laut Deklaration „natürliche Aromen“ verwendet worden und der Anteil an Fremdaromen höher als 5 %.
QUELLE:
• test, Ausgabe 8/2019, S. 14 ff
Dr. Herbert Otteneder (Food & Recht, 10/2019)