Nach ihrer Testreihe von Mineralwässern der Sorte „Medium“ in der Juni-Ausgabe veröffentlichte das Magazin Öko-Test die Ergebnisse der Untersuchungen „stiller“ Mineralwässer. Wie im vorangehenden Test wurden wiederum 100 der beliebtesten stillen Wässer deutschlandweit untersucht. Darunter waren 16, die als für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet beworben wurden. Bevorzugt ausgewählt wurden Wässer in Mehrweg Glas- und Mehrweg PET-Flaschen.
Wie sich aus den auf den Etiketten angegeben Gehalten an gelösten Mineralstoffen ergibt, bedeutet der Begriff Mineralwasser nicht zwangsläufig reich an Mineralstoffen. Knapp die Hälfte (46) der Wässer enthielt nur bis zu 500 mg/l gelöste Mineralstoffe, Gehalte die ÖKO-Test jeweils in Einklang mit der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung (Min/TafelWV) als „gering“ einstufte. „Mittlere“ Gehalte bis zu 1500 mg/l wiesen 36 Wässer auf und 13 „hohe“ Gehalte mit Werten ab 1500 mg/l. Vier Mineralwässer enthielten „sehr wenig“ Mineralstoffe, d.h. nur bis 50 mg/l. In Anpassung an europäisches Recht ist bei natürlichen Mineralwässern seit 1980 kein Mindestgehalt an Mineralstoffen mehr vorgeschrieben.
Geprüft wurde insbesondere auf die Elemente Uran, Arsen, Bor und Vanadium. Sie kommen natürlicherweise in Mineralwässern vor, können jedoch abhängig von ihrer Konzentration schädliche Wirkungen haben. In zur Zubereitung für Säuglingsnahrung geeigneten Wässern überstieg in einem Fall der festgestellte Urangehalt den Grenzwert der Min/TafelWV. Bei einem weiteren Wasser mit Werbung für Säuglingsnahrung war der Gehalt an Vanadium „erhöht“ (2 – 4 µg/l). Hinzu kam noch ein „erhöhter“ Nitratwert, der zwischen 5 und 10 mg/l lag. Der Grenzwert der Min/TafelWV für Wässer zur Zubereitung für Säuglingsnahrung für Nitrat liegt bei 10 mg/l und für Natrium bei 20 mg/l. Letzterer war bei einem Wasser überschritten.
Unter den Mineralwässern ohne den Hinweis auf die Eignung zur Zubereitung von Säuglingsnahrung hatten 8 „leicht erhöhte“ (2 – 5µg/l) sowie je ein Mal einen „erhöhten“ (5 – 10 µg/l) und einen „stark erhöhten“ (>10 µg/l) Urangehalt. In einem weiteren Fall wurde ein „erhöhter“ Gehalt an Vanadium (2 – 4 µg/l) festgestellt. Das Element kommt im Vulkangestein vor und steht im Verdacht krebserregend und keimschädigend zu sein. Einen Grenzwert für Vanadium gibt es in der Min/TafelWV nicht. Weiter wurde Bor in „erhöhter“ Konzentration gefunden (500 – 1000 µg/l). Bei drei Mineralwässern bemängelten die Tester einen „leicht erhöhten“ Nitratgehalt (10 – 50 mg/l).
Insgesamt wurden in 19 stillen Mineralwässern ein oder mehrere nichtrelevante Pestizidmetabolite und in drei Süßstoffe nachgewiesen. In vier Wässern waren die festgestellten Pestizidmetaboliten „erhöht“ (> 0,05 µg/l). Es handelt sich dabei um anthropogene Verunreinigungen, die darauf hinweisen, dass das Wasser nicht ausreichend vor Verunreinigungen geschützt ist. Es ist nach Auffassung von Öko-Test nicht mehr von „ursprünglicher Reinheit“, wie dies die Min/TafelWV fordert. Der VGH Baden-Württemberg hat allerdings in seinem Urteil vom 20.06.2013 (Az.; 9 S 2883/11) festgestellt, dass nicht bereits jeglicher anthropogene Eintrag als "Verunreinigung" anzusehen ist, der einer amtlichen Anerkennung als natürliches Mineralwasser entgegensteht.
In ihrem Gesamturteil zogen die Tester auch die Art der verwendeten Flaschen mit ein. Punktabzüge gab es für im Probenkontingent enthaltene PET-Einwegflaschen. Öko-Test hält die Ökobilanz von Mehrwegflaschen für günstiger. Das Magazin empfiehlt den Verbrauchern darauf zu achten, ob es sich bei Wasser in Glasflaschen um Anbieter aus der Nähe handelt. Denn nur dann ist die Ökobilanz wegen kurzer Transportwege günstig.
QUELLE:
- ÖKO-TEST Ausgabe Juli/2020 S. 46 ff
Dr. Herbert Otteneder