Europäische Verbraucherschützer fordern mehr Kontrollen
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Europäische Verbraucherschützer fordern mehr Kontrollen

Die Europäische Verbraucherorganisation (BEUC= Bureau Européen des Unions de Consommateurs) veröffentlichte einen Bericht zum Zustand der Lebensmittelüberwachung in der Europäischen Union („Food in Check“).
 
Der Verband stellt fest, dass die europäischen Lebensmittelvorschriften zwar zu den strengsten weltweit zählen. Anderseits stellt man in jüngster Zeit jedoch eine Zunahme von Lebensmittelskandalen fest. Er erinnert dazu an den Pferdefleischskandal, an Fipronil in Eiern oder an nicht genusstaugliches Fleisch (Gammelfleischskandal). Dazu zitiert die BEUC Vytenis Andriukaitis, der EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Für ihn haben strenge Vorschriften nur dann ihren Wert, wenn sie auch vollzogen werden.
 
Die Auswertung der Jahresberichte der Mitgliedstaaten zu deren Aktivitäten in der Lebensmittelüberwachung durch den BEUC führte zu einer Reihe von Kritikpunkten. Dabei fiel auf, dass die Struktur der Berichte von Jahr zu Jahr deutlich variiert, sodass sich daraus nicht in allen Fällen zeitliche Trends ableiten lassen. Auch ein Vergleich der Berichte unter den einzelnen Mitgliedstaaten ist nicht möglich. Festzustellen waren deutliche Rückgänge in den zur Verfügung stehenden Ressourcen, was zur deutlichen Verringerung der Zahl der Inspektionen führte. So hat sich in Italien der Anteil der kontrollierten Betriebe an der Gesamtzahl von 2008 bis 2017 um mehr als halbiert. Während in Spanien 2012 noch jeder Betrieb jährlich ein Mal überprüft werden konnte, sank der Anteil 2017 auf 80 %. In Deutschland ging die Kontrolldichte von 44,6 % im Jahr 2007 auf 41,5 % im Jahr 2017 zurück. Im Vereinigten Königreich wurde das Kontrollpersonal innerhalb von 10 Jahren um ein Viertel reduziert, während gleichzeitig die Zahl der kontrollrelevanten Betriebe um 13 % stieg.
 
Besonders betont der Bericht, dass Fleisch, Milch, Molkereierzeugnisse und Eier leicht kontaminiert werden können. Insofern sind gerade in diesem Umfeld Kontrollen zum Schutz der Verbraucher vor gesundheitlichen Gefahren besonders wichtig. Dennoch sind Inspektionen in Bereichen, in denen die Einhaltung der hygienischen Standards besonders wichtig ist, drastisch zurückgegangen. Es ist daher nach Auffassung des BEUC kein Zufall, dass die vorgenannten Skandale in jüngster Zeit vermehrt auftraten und in die Schlagzeilen der Medien gelangten. Der Bericht führt dazu Beispiele aus verschiedenen Mitgliedstaaten aus dem Jahr 2017 an.
 
Auch die Überprüfung der Lebensmittelkennzeichnungen hält die Europäische Verbraucherorganisation für nicht ausreichend. Dieser Kontrollaspekt wird zusehends vernachlässigt. Er verweist dazu auf die missbräuchliche Verwendung von Qualitätsbeschreibungen wie "handwerklich" oder "traditionell" bei Industrieprodukten sowie auf die Abbildungen von Obst auf Produkten mit sehr niedrigen oder gar keinem Fruchtgehalt und die Auslobung von „Vollkorn“ bei Erzeugnissen mit niedrigem Vollkorngehalt.
 
Der Verband fordert eine EU-weite Vereinheitlichung der jährlichen Berichte. Die zur Verfügung stehenden Ressourcen sind in Relation zu den Erfordernissen der Überwachung anzupassen und nicht kontinuierlich abzubauen. Die Höhe der Strafen und Busgelder sollten eine abschreckende Wirkung haben und dazu führen, dass die Vorschriften eingehalten werden. Insbesondere die Information der Verbraucher sollte verbessert werden durch die Offenlegung der Kontrollergebnisse.

QUELLE:
 
  • Europäische Verbraucherorganisation (BEUC). Keeping Food in Check www.beuc.eu
 
Dr. Herbert Otteneder

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