Fairer Handel mit Milchschokolade
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Fairer Handel mit Milchschokolade

Die weltweit größten Kakaoproduzenten sind Ghana und die Elfenbeinküste. Schätzungen zufolge arbeiten 2,1 Millionen Kinder auf den Kakaoplantagen Westafrikas. Sie ernten den Kakao, aus dem in den Industrieländern Schokolade hergestellt wird. Der drastische Preisverfall der vergangenen Jahre zwingt viele Bauern die Anbauflächen auszuweiten. Sie roden den Regenwald um dort Kakao anzupflanzen. Dies findet selbst in Schutzgebieten statt. Laut der Umweltschutzorganisation „Rettet den Regenwald“ kommen 40 % der Kakaoernte der Elfenbeinküste aus illegalen Quellen. Viele der Reservate seien nahezu flächendeckend in Plantagen verwandelt worden.
Organisationen wie Fairtrade und UTZ Certified haben es sich zum Ziel gesetzt, bessere Preise für Kleinbauernfamilien, sowie menschenwürdige Arbeitsbedingungen für Beschäftigte auf den Plantagen zu erreichen. Mit dem von Fairtrade vergebenen Siegel soll angezeigt werden, dass bei der Herstellung festgesetzte soziale und teilweise auch ökologische Kriterien eingehalten werden. Für Kakao sind Mindestpreise für Rohware und Prämien Pflicht. Im Gegensatz zum Fairtrade-Siegel setzt UTZ Certified keine Mindestverkaufspreise fest, sondern überlässt die Preisbildung dem Markt. Die sozialen Kriterien von UTZ orientieren sich an den Konventionen der International Labour Organization. Arbeitern muss gestattet werden, sich gewerkschaftlich zu organisieren und kollektiv Tarife auszuhandeln. Zwangsarbeit und die Beschäftigung von Kindern unter 15 Jahren ist untersagt.
Die beschriebenen sozialen und ökologischen Probleme sind seit langem bekannt. ÖKO-Test wollte daher an einer Testserie mit Milchschokolade untersuchen, inwieweit die Nachhaltigkeitsprogramme mit den Zertifizierungen durch Fairtrade oder UTZ sich auswirken. Neben der Untersuchung auf analytisch-chemische Kriterien wurden die Hersteller von 25 Milchschokoladen gefragt, ob der Kakao bis zum Bauern rückverfolgbar über die gesamte Lieferkette ist, ob Kinderarbeit verboten ist, hochgiftige Pestizide verboten sind und die Entwaldung auszuschließen ist. Die Rückverfolgbarkeit war bei drei von 6 Bio-Erzeugnissen belegt, bei einem teilweise und in einem Fall nicht gegeben. Bei den Produkten aus konventioneller Herstellung konnte nur ein Hersteller den Kakao bis zum Bauern zurückverfolgen, dies jedoch nicht belegen. In einem weiteren Fall war dies überwiegend möglich. Inwieweit Kinderarbeit beim Anbau auszuschließen ist, beantworteten 19 von 25 Herstellern mit „weitgehend“ und der Rest mit „nein“. Auch hochgiftige Pestizide waren bei 14 konventionellen Herstellern nur „teilweise“ verboten. Die Frage inwieweit illegale Entwaldung bei der Kakaoerzeugung auszuschließen ist beantworteten alle befragten Hersteller mit „nein“.
Als Fazit stellte ÖKO-Test fest: „Wo Fairtrade draufsteht, ist nicht unbedingt Fairtrade drin“. Sowohl Fairtrade als auch UTZ erlauben, dass beide Programmezertifizierten und nicht zertifizierten Kakao in der Lieferkette mischen. Für den Verbraucher ist dieser Mengenausgleich am Label an einem an der Seite angebrachten Pfeil und dem Hinweis „mit Mengenausgleich“ zu erkennen.
Die chemische Untersuchung der 25 Milchschokoladen ergab bei 8 „erhöhte“ (≤ 2 mg/kg), bei 11 „stark erhöhte“ (>2 ≤ 4 mg/kg), und bei 2 „sehr stark erhöhte“ (> 4mg/kg) Gehalte an Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH/POSH). Bei zwei Erzeugnissen war der Orientierungswert von 9 mg/kg, darunter ein Bio-Produkt, überschritten. Orientierungswerte für Mineralölkohlenwasserstoffe und Analoga der Kettenlänge C10 – C50 gelten für Pflanzliche Öle, wie Rapsöl, Sonnenblumenöl, Leinöl, Olivenöl außer Öle/Fette tropischer Pflanzen und Sojaöl (13 mg/kg), Brot und Kleingebäck, Feine Backwaren, Getreideerzeugnisse und getreidebasierte Produkte, Cerealien, Reis, Teigwaren (6 mg/kg) und Süßwaren (Zuckerwaren außer Kaugummi), Schokolade und kakaobasierte Süßwaren (9 mg/kg). Erarbeitet wurden die Orientierungswerte von einer „ALB/BLL-Projektgruppe“ aus repräsentativen Vertretern der Bundesländer und der involvierten Wirtschaftskreise, letztere unter Koordination des BLL (siehe Quellen).
Die Ergebnisse der Prüfung auf Acrylamid, Cadmium und Nickel sowie auf Salmonellen waren unauffällig.

QUELLEN:
• ÖKO-TEST Ausgabe 12/2019 S. 42 ff
• Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz, Arbeitsgruppe Lebensmittel- und Bedarfsgegenstände, Wein und Kosmetika (ALB) und Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e.V. Orientierungswerte für Mineralölkohlenwasserstoffe (MOH) in Lebensmitteln Stand April 2019
• www.lebensmittelverband.de (Start > News > Orientierungswerte für Mineralölkohlenwasserstoffe (MOH) in Lebensmitteln veröffentlicht) vom 23.05.2019

Dr. Herbert Otteneder
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