3-Monochlorpropandiol (3-MCPD), 2-Monochlorpropandiol (2-MCPD) und deren Fettsäureester sowie Glycidyl-Fettsäureester sind hitzebedingte Kontaminanten in Lebensmitteln. Die Substanzen werden zum Beispiel in bestimmten (fettreichen) Backwaren, Säuglingsnahrung und Speisefetten und -ölen nachgewiesen. Die estergebundenen Formen sowie Glycidyl-Fettsäureester entstehen vor allem bei der Raffination pflanzlicher Fette und Öle.
Die Bewertung der gesundheitlichen Risiken von 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD), 2-Monochlorpropandiol (2-MCPD) und deren Fettsäureester sowie Glycidyl-Fettsäureester war mehrfach Gegenstand von Gutachten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Die zuletzt veröffentlichte Stellungnahme vom 20.04.2020 (Nr. 020/2020; Food & Recht, 7/2020 S. 16) liegt nunmehr in aktualisierter Form vor. Dazu hat das BfR auf Basis aktueller Gehaltsdaten erhitzter Lebensmitteln, zum Beispiel in bestimmten (fettreichen) Backwaren, Säuglingsnahrung und Speisefetten und -ölen und der verfügbaren Verzehrsdaten die Gesamtexposition gegenüber den Verbindungen abgeschätzt und das gesundheitliche Risiko für die relevanten Bevölkerungsgruppen bewertet.
Für 3-MCPD und seine Fettsäureester ist laut BfR für erwachsene Normal- und Vielverzehrer kein erhöhtes gesundheitliches Risiko zu erwarten. Der von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) abgeleitete Wert für die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) von 3-MCPD und seinen Fettsäureestern von 2 μg/kg Körpergewicht wurde nicht überschritten. Für Kinder und für Säuglinge wurde jedoch eine z. T. deutliche Überschreitung des TDI festgestellt. Damit ist ein erhöhtes gesundheitliches Risiko für diese Bevölkerungsgruppe möglich.
Glycidol bzw. seine estergebundene Form wirken genotoxisch-kanzerogen. Für die Risikocharakterisierung wird der international etablierte MOE (Margin of Exposure)-Ansatz verwendet. Bei Erwachsenen führen die meisten Aufnahmemengen an gebundenem Glycidol zu MOE-Werten über 25 000, die als wenig bedenklich angesehen werden. Vielverzehrer von Bratfetten mit hohen Gehalten an gebundenem Glycidol können einen MOE-Wert von 15 131 erreichen. Bei Säuglingen, die Säuglingsnahrung mit hohen Gehalten an gebundenem Glycidol verzehren, liegt der MOE bspw. mit 2 900 um den Faktor 10 niedriger. Das BfR hält in diesen Fällen ein erhöhtes gesundheitliches Risiko für möglich.
Das BfR empfiehlt, die Gehalte an 2-MCPD und 3-MCPD und ihren Fettsäureestern sowie die Gehalte an estergebundenem Glycidol in Lebensmittelgruppen, die verstärkt von Kindern und insbesondere von Säuglingen verzehrt werden, weiter zu senken.
QUELLE:
- Stellungnahme Nr. 005/2022 des BfR vom 26.01. 2022: www.bfr.bund.de/de/bfr_stellungnahmen_2022.html
Dr. Herbert Otteneder