Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Sigmaringen untersucht seit 2017 verstärkt getrocknete Feigen auf die Aflatoxine B1, B2, G1 und G2 sowie Ochratoxin A und Alternariatoxine (Tenuazonsäure, Alternariol und Alternariolmonomethylether). Bei getrockneten Feigen sind hohe Kontaminationsraten insbesondere mit Aflatoxinen seit Langem bekannt. Bei ihrer Einfuhr sind nach der Verordnung (EU) 2019/1793 verstärkte amtliche Kontrollen durchzuführen.
Der Bericht des CVUA Sigmaringen zu den genannten Untersuchungen erfasste den Zeitraum vom Herbst 2017/2018 bis 2022 mit insgesamt 64 Proben getrockneter Feigen. Die Früchte stammten fast ausschließlich aus der Türkei, dem weltweit größten Produzenten.
Bei 19 (30 %) der 64 untersuchten Proben waren die Höchstgehalte der EU-Kontaminantenverordnung (Verordnung (EG Nr. 1881/ 2006) für Aflatoxine überschritten. Elf Proben überschritten den Höchstgehalt für Ochratoxin A und bei sieben Proben lagen sowohl die festgestellten Werte für Aflatoxine als auch für Ochratoxin A über den Höchstgehalten. Bei 20 % der Proben waren beide Mykotoxine nachweisbar, jedoch unterhalb der Höchstgehalte. Bei knapp der Hälfte der Proben waren keine Toxine nachweisbar.
Aflatoxine sind stark lebertoxisch und kanzerogen. Darunter ist Aflatoxin B1 das stärkste bekannte Canzerogen. Zum Ochratoxin A weist das Amt auf die nierenschädigende Wirkung hin. Wegen seiner krebserzeugenden Wirkung bei Versuchstieren wird Ochratoxin A auch als möglicherweise krebserzeugend für den Menschen eingestuft.Obwohl die Kontamination der getrockneten Feigen mit Ochratoxin A seit Längerem bekannt ist, wurde ein EU-weiter Höchstwert erst mit der Verordnung (EU) 2022/1370 für getrocknete Feigen mit 8µg/kg festgelegt. Er gilt seit 01.01.2023.
Wie entsprechende Untersuchungen des CVUA Sigmaringen ergaben, treten auch Alternaria-Toxine in getrockneten Feigen auf. Dabei handelt es sich um Mykotoxine, die von der Schimmelpilzgattung Alternaria gebildet werden. Zur Toxizität der Alternaria-Toxine für den Menschen liegen noch keine ausreichenden Daten vor. Versuche weisen allerdings auf potenziell schädliche Wirkungen hin. Für Alternaria-Toxine gibt es noch keine Höchstgehaltsregelungen.
Das CVUA untersuchte insgesamt 28 Proben getrockneter Feigen auf die Alternaria-Toxine Tenuazonsäure, Alternariol und Alternariolmonomethylether. Nur etwa ein Viertel der Proben enthielt quantifizierbare Gehalte Alternariol und Alternariolmonomethylether. Dagegen konnte Tenuazonsäure in allen 28 untersuchten Feigenproben nachgewiesen werden. Die Gehalte an Tenuazonsäure schwankten dabei stark, der Median (Wert bis zu dem 50 % der Werte reichen) lag bei ca. 800 µg/kg. In ungefähr einem Drittel der Proben wäre der Richtwert der in der EU-Empfehlung 2022/553 genannte Wert von 1.000 µg/kg überschritten worden. Die im Rahmen der genannten Empfehlung durchgeführten Untersuchungen werden dem BVL und von dort der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zur weiteren Auswertung zugeleitet. Damit sollen die bisherigen Ergebnisse zur lebensmittelbedingten Exposition der europäischen Bevölkerung gegenüber Alternaria-Toxinen verbessert werden (siehe auch Food & Recht, 12/2022 S. 7).
QUELLE:
- Meldung auf www.ua-bw.de vom 19.12.2022
Dr. Herbert Otteneder