Das englische Wort „Shot“ für Schuss hat sich als Bezeichnung für einen „Kurzen“ eingebürgert, d. h. ein meist hochprozentiges alkoholisches Getränk, das aus kleinen Gläsern in einem Zug getrunken werden kann. Der Begriff erfasst jedoch auch nicht alkoholische Getränke, wie z. B. Energy-Shots und Ingwershots.
Die im Auftrag von Öko-Test geprüften „Ingwershots“ enthalten den namensgebenden Bestandteil Ingwersaft und vereinzelt auch Ingwerstückchen, hinzu kommen verschiedene Fruchtsäfte (Apfel-, Orange-, Grapefruitsaft).Weitere Zutaten der Shots sind laut Deklaration Agavendicksaft, Acerolaextrakt, Kurkuma- und Limettensaft sowie Vitamin C als Antioxidans. Ingwer gilt als gesundheitsfördernd und soll das Immunsystem stärken. Das Magazin wollte wissen, ob sich in den Ingwershots die Eigenschaften der reinen Knolle wiederfinden lassen.
Laut Deklaration betrugen in den untersuchten 12 Bio- und 8 Ingwershots die Anteile an Ingwer zwischen 8 und 34 %. Den Erzeugnissen mit hohen Gehalten attestierten die Sensoriker auch einen stark würzigen Geschmack nach Ingwer und eine deutliche Schärfe. Quantitativ bestimmt wurden die für die Schärfe verantwortlichen Stoffe Gingerol und sein Abbauprodukt Shogaol. Das Verhältnis zwischen beiden sollte über 100 liegen. Die bei 13 Proben festgestellten niedrigeren Werte waren ein Hinweis auf länger gelagerte oder stark verarbeitete Ingwerbestanteile. Nach der von Öko-Test eingeholten Expertenmeinung sind bei Ingwer Wirkungen wie etwa eine Stärkung des Immunsystems, antibakterielle oder antivirale Eigenschaften sowie zur Schmerzlinderung eher zweifelhaft. Belegt ist jedoch Ingwer als Mittel gegen Übelkeit und zur Anregung der Verdauung.
Unter den konventionell erzeugten Ingwershots wurden in einem Erzeugnis 3 Pestizide in Spuren, in zwei weiteren Mepiquat und in Spuren Chlothianidin nachgewiesen. Das Insektizid Chlotianidin – ein Neonikotinoid - ist bienengiftig. Mepiquat ist ein Wachstumshemmer, der im Getreideanbau verwendet wird. Der gefundene Wert schöpfte die Höchstmenge für Äpfel zu 60 % aus. Öko-Test verweist dazu auf seine Testreihe von Apfelsaft im August dieses Jahres, bei dem ebenfalls Mepiquat nachgewiesen wurde. Hauptbestandteil des untersuchten Shots war Apfelsaft. Die Anwendung des Wirkstoffs im Obstbau ist in der EU verboten.
Die deklarierten Zuckergehalte der Ingwerschots betrugen zwischen 7,1 % und 13 %. Öko-Test hält den letztgenannten Wert aus ernährungsphysiologischen Gesichtspunkten für zu hoch. Das Magazin rechnete nach, dass bei Verzehr einer Portion entsprechend 99 ml dieses Getränks eine Person bereits mehr als ein Viertel der von der WHO empfohlenen Tageshöchstmenge an Zucker aufnimmt.
In 7 Ingwershots konnte kein Vitamin C nachgewiesen werden. Nach Auffassung des Magazins sollte bei den als gesund angesehenen Getränken wenigstens ein minimaler Gehalt an Vitamin C vorhanden sein.
Quelle:
- ÖKO-TEST Ausgabe 11/2022 S. 38 ff
Dr. Herbert Otteneder