Laut Handelsblatt wandern mehr als vier Millionen Tonnen jährlich in deutschen Haushalten in den Müll. Der Grund: viele Verbraucher orientieren sich am Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) und werfen Lebensmittel bereits dann weg, wenn es überschritten ist. Dies obwohl Lebensmittel oftmals länger haltbar sind. Nach der Lebensmittelinformationsverordnung ist das „Mindesthaltbarkeitsdatum eines Lebensmittels das Datum, bis zu dem dieses Lebensmittel bei richtiger Aufbewahrung seine spezifischen Eigenschaften behält“.
Mit der Initiative „Zu gut für die Tonne“ setzt sich die Bundesregierung gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln ein und unterstützt Ideen, die das Wegwerfen verhindern sollen. Unter anderem testet der Metro-Konzern ein System mit flexiblen Haltbarkeitsfristen. Dazu wurde eine App entwickelt. Sie trägt den Namen „FreshIndex“ und wertet alle zur Verfügung stehenden Informationen aus. Mit ihr muss der Nutzer den Barcode des Produkts scannen und angeben, wie lange die Kühlkette unterbrochen wurde und welche Temperatur im Kühlschrank herrscht. Diese Informationen kombiniert die App dann mit Daten, die Hersteller und Lieferanten ohnehin zur Verfügung stellen müssen. Alles in allem kommen so mehr als einhundert unterschiedliche Informationen zusammen. Daraus kann dann für jedes einzelne Produkt ein individuelles Haltbarkeitsdatum berechnet werden. In der Regel ist diese Zeitspanne länger als die, die sich aus dem aufgedruckten MHD ergeben würde. Im besten Fall werden so Lebensmittel noch gegessen, die sonst in der Tonne gelandet wären.
In der Testphase geht es vor allem um Schweinefleisch, ein Massenprodukt, das gut erforscht ist. Um prognostizieren zu können, wann etwa ein Schnitzel schlecht wird, greift die App auf Untersuchungen der Universität Bonn zurück. Dort haben Wissenschaftler untersucht, was bei verschiedenen Temperaturen mit dem Fleisch passiert. Die Werte sind äußerst verlässlich, die Versuchsreihen werden regelmäßig wiederholt, erläutert Stephanie Vonholdt, Mitarbeiterin der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Eine hundertprozentige Garantie zur Haltbarkeit gebe es zwar nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass Lebensmittel schlecht sind, sei aber äußerst gering. Getestet wird die App in Test-Märkten in fünf größeren Städten in der Bundesrepublik. Bis Ende 2019 soll eine vollständige Auswertung der Testdaten vorliegen,
Bis 2025 soll die Menge der weggeworfenen Lebensmittel in den Märkten im Vergleich zum Jahr 2016 um 50 Prozent reduziert werden. Dabei geht es dem Konzern auch darum, die Kosten, die durch verdorbene Ware entstehen, zu verringern. Genaue Zahlen zu entsorgten Lebensmitteln veröffentlicht kein Händler, doch Schätzungen der Universität Stuttgart gehen für deutsche Supermärkte von einem Warenwert aus, der in die Millionen geht.
Der „FreshIndex“ könnte frühestens 2020 auf den Markt kommen, und auch nur, wenn die Metro-Kunden genug Interesse zeigen. Bereits jetzt zeigt sich, dass sich Verbraucher aber auch Informationen wünschen, die über die Haltbarkeit hinausgehen. Im nächsten Schritt sollen deshalb Daten zu den Nährwerten und zur Herstellung dazukommen, zum Beispiel zur Aufzucht und Haltung von Tieren. Bis es eine App gibt, in der alle Informationen gebündelt werden, dürfte es laut Handelsblatt allerdings noch einige Jahre dauern.
QUELLEN:
• https://www.handelsblatt.com (Start > Unternehmen > Handel + Konsumgüter > Lebensmittelverschwendung > Metro App soll das Haltbarkeitsdatum überflüssig machen) vom 19.08.2019
• https://www.trendsderzukunft.de (Startseite > Umwelt > FreshIndex: Mit dieser App wird das Mindesthaltbarkeitsdatum überflüssig) vom 20.08.2019
Dr. Herbert Otteneder