Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat mögliche gesundheitliche Risiken von sehr niedrig-mineralisierten Mineralwässern bewertet. Anlass war die Anfrage eines Landesuntersuchungsamts, das auf einen wissenschaftlichen Beitrag in einer Publikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2005 (Kozisek 2005) verweist. Die Veröffentlichung befasste sich mit den gesundheitlichen Risiken des dauerhaften Verzehrs von sehr schwach mineralisierten Wässern. Dabei soll die Ausscheidung bestimmter Mineralstoffe gefördert werden. Zudem wird das Fehlen der Mineralstoffe im verzehrten Wasser mit einer Reihe von Erkrankungen in Verbindung gebracht. Die Publikation nennt für den dauerhaften Verzehr von Wasser mit einem sehr niedrigen Gehalt an Mineralstoffen Mindestgehalte an gelösten festen Bestandteilen sowie für Magnesium und Calcium.
Die Mineral- und Tafelwasserverordnung nennt keine Mindestwerte für den Mineralstoffgehalt von Mineralwasser. Bei Gehalten von nicht mehr als 50 mg/L, ist der Hinweis „Mit sehr geringem Gehalt an Mineralien“ erlaubt.
Das Untersuchungsamt befürchtet, dass der dauerhafte Verzehr von mineralarmen Wasser Mineralstoffverluste hervorruft, den die sonstige Ernährung nicht immer ausgleicht. Dies gilt insbesondere dann, wenn nach sportlicher Betätigung in den heißen Sommermonaten größere Mengen dieses Wassers in kurzer Zeit getrunken werden.
Der Fragesteller bittet daher das BfR um eine Bewertung, ob durch den Verzehr von sehr niedrig-mineralisiertem Mineralwasser gesundheitliche Risiken insbesondere für bestimme Verbrauchergruppen bestehen könnten.
In seiner Bewertung stellt das BfR fest, dass nur wenige wissenschaftliche Studien für eine Risikobewertung von Mineralwasser mit sehr geringem Gehalt an Mineralien vorliegen. In der erwähnten Studie von Kozisek werden zumeist nur ältere Tier- und Humanstudien aus einem internen Arbeitsdokument der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 1980) zitiert. Die WHO hat sich seit ihrem Bericht „Nutrients in drinking water“ 2005 mehrfach mit gesundheitlichen Aspekten des Magnesium- und Calciumgehalts bzw. der Härte von Trinkwasser befasst. Insofern sind laut BfR die Ausführungen in der Publikation von Kozisek (2005) überholt.
In seinem Fazit stellt das BfR fest: Sehr niedrig-mineralisiertes Mineralwasser wird von der Bevölkerung schon seit langem als Getränk verwendet. Nach gegenwärtigem wissenschaftlichen Kenntnisstand ist davon auszugehen, dass sehr niedrig-mineralisiertes Mineral-, Quell- und Tafelwasser langfristig keine unerwünschten gesundheitlichen Folgen hat – eine ausgewogene Ernährung und übliche Trinkmengen vorausgesetzt. Mineralstoffe nimmt der Mensch über die gesamte täglich verzehrte Nahrung auf. Dabei ist Wasser bzw. Mineralwasser lediglich eine von mehreren Quellen für die Mineralstoffzufuhr.
QUELLE:
- Stellungnahme Nr. 041/2020 des BfR vom 14.09.2020:
Dr. Herbert Otteneder