Auch heute noch sind in einigen Regionen Süddeutschlands erhöhte Konzentrationen an Cäsium (Cs)-137 in Wildschweinfleisch und Wildpilzen messbar. Das Radionuklid wurde bei dem Kernreaktorunfall in Tschernobyl (Ukraine) im April 1986 in großen Mengen freigesetzt und ist in die Atmosphäre gelangt, von wo es sich weiträumig über Europa verteilte. Dies zeigen auch die von den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern (CVUÄ) Stuttgart und Freiburg jährlich durchgeführten Untersuchungen auf Radioaktivität in Lebensmittel-, Futtermittel- und Trinkwasserproben.
Die beiden Ämter haben im Jahr 2021 an insgesamt 1 328 Proben Cäsium (Cs)-137 bestimmt. Bei den meisten der 1 182 Lebensmittelproben wurden nur noch Cs-137-Gehalte im Bereich der Nachweisgrenze (0,1 bis 3 Bq/kg) festgestellt. Die Werte lagen damit deutlich unter dem Grenzwert von 600 Bq/kg, der nach der Durchführungsverordnung (EU) 2020/1158 für Lebensmittel beim Import in die EU maximal zulässig ist. Der Wert wird auch zur Beurteilung der Radioaktivitätswerte innerhalb der EU angewendet.
Ein Teil der Proben wurde zusätzlich auf Sr-90 untersucht, das durch oberirdische Kernwaffentests in den 1950er und 1960er Jahren verstärkt in die Umwelt gelangte. Das Radionuklid ist gesundheitsschädlich. Festgestellt wurden in Lebensmitteln nur noch geringe Sr-90-Gehalte.
2006 wurde das Messprogramm „Radioaktivität in Schwarzwild“ initiiert. Dabei werden jedes Jahr mehrere tausend Wildschweinproben, vorwiegend aus den belasteteren Regionen Baden-Württembergs, auf Cs-137 untersucht. Daran sind neben den Ämtern Freiburg und Stuttgart noch 20 Messstellen der Jägerschaft beteiligt. Mit dem Programm soll erreicht werden, dass kein Wild mit Cs-137-Gehalten über 600 Bq/kg in den Handel kommt.
Unter den insgesamt 509 Wildschweinproben, die aus höher belasteten Überwachungsgebieten Baden-Württembergs stammten, war in 81 (ca. 16 %) der Importgrenzwert von 600 Bq/kg überschritten. Die höchsten Werte ergaben sich, wie auch im Vorjahr, bei einzelnen Wildschweinen aus dem Landkreis Rastatt und dem Landkreis Biberach mit 3 870 bzw. 1 660 Bq/kg. Bei der Untersuchung von 35 Wildschweinfleisch-Proben aus Gaststätten und Metzgereien ergab sich in keinem Fall eine Überschreitung des Richtwertes. Bei eingeführten Wildpilzen (Maximalwert: 51 Bq/kg) wie auch bei heimischen Wildpilzen (Maximalwert: 201 Bq/kg) waren die Cs-17 -Gehalte sehr niedrig. Bei zwei Importkontrollen von Wildheidelbeeren wurden Cs-137-Gehalte von 21 und 3,1 Bq/kg gemessen.
QUELLE:
- www.ua-bw.de
Dr. Herbert Otteneder