Der Unterschied beider Öle liegt, wie es sich bereits aus der Zusatzbezeichnung ergibt, in ihrer Herstellung. Kaltgepresste Rapsöle werden ohne Wärmezufuhr gewonnen. Eine typisch saatige, kohlartige Note bleibt erhalten. Geschmacklich neutrale kaltgepresste Öle werden mit Wasserdampf behandelt. Sie werden zur Unterscheidung von den ganz naturbelassenen nativen Ölen als „gedämpft“ bezeichnet. Raffinierte Rapsöle werden durch physikalische und chemische Verarbeitungsschritte geschmacksneutral und haltbar gemacht. Es erfolgt eine Heißpressung der Saat und eine Extraktion mit Hexan. Anschließend wird Entschleimt, Gebleicht, Desodoriert und Entsäuert. Dabei gehen sekundäre Pflanzenstoffe und rund 30 Prozent des Vitamin-E-Gehalts verloren. Reiche Gehalte an wertvoller Ölsäure, Linolsäure und Linolensäure bleiben erhalten. Soweit eine grobe Unterscheidung der beiden Rapsölsorten durch das Magazin Öko-Test.
In einem umfangreichen Test sollten neben sensorischen Unterschieden mögliche Differenzen in den Gehalten an den wichtigsten Problemstoffen wie Mineralölbestandteilen, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), den Fettschadstoffen 3-MCPD und Glycidol, Pestizidrückständen und Weichmachern festgestellt werden. Außerdem wurden im Auftrag des Magazins die Öle auf erste Anzeichen von Verderb geprüft.
Insgesamt wurden 23 Rapsöle, darunter 12 kaltgepresste und 1 raffinierte untersucht. Bei 4 der kaltgepressten Öle wurden „erhöhte“ Gehalte an gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH/MOSH-Analoge der Kettenlängen C17 bis C35: 1,0 bis 2 mg/kg) und bei 7 „stark erhöhte“ Gehalte (MOSH: 2,0 bis 4 mg/kg) festgestellt. Nur in einem Erzeugnis waren MOSH nicht nachweisbar. Unter den raffinierten Ölen waren 5 der untersuchten 11 Proben mit „erhöhten“ und je eine mit einem „stark erhöhten“ sowie einem „sehr stark erhöhten“ Gehalt (MOSH: mehr als 4 mg/kg) belastet.
Mineralölkohlenwasserstoffe lösen sich gut im Öl und können laut Öko-Test z.B. über Reste aus dem eingesetzten Extraktionsmittel oder Schmierstoffe aus den Ölpressen ins Rapssöl gelangen. Einige gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe können sich im menschlichen Gewebe anreichern und sich möglicherweise negativ auf die Organe auswirken. Einen gesetzlichen Grenzwert für MOSH gibt es nicht. Nur einen Orientierungswert, den Vertreter der Lebensmittelüberwachungsbehörden der Länder und des (seinerzeitigen) BLL als Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft aus dem April 2019 festgelegt haben. Er beträgt für pflanzliche Öle wie Rapsöl 13 mg/kg und wird von allen Erzeugnissen eingehalten. Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH), die im Verdacht stehen krebserregend zu sein, wurden nicht nachgewiesen,
In einem kaltgepressten und einem raffinierten Rapsöl wurde ein „stark erhöhter“ Gehalt an polycyclischen Kohlenwasserstoffen (PAK) (mehr als 50 bis 100% der jeweiligen Höchstmengen der Verordnung (EG) Nr.1881/2006 ausgeschöpft) bzw. ein „erhöhter“ (mehr als 25 bis 50% der jeweiligen Höchstmengen ausgeschöpft) nachgewiesen. PAK werden als krebserregend eingestuft. Die Verbindungen dieser Gruppe lösen sich sehr gut in Fett und gelangen beim Trocknen von Ölsaaten mit Rauchgasen in die Rohware und dann in das fertige Öl. Bei der Raffination können PAKs fast vollständig entfernt werden.
Die Prüfungen auf Pestizidrückstände, Fettschadstoffe und Weichmacher verliefen negativ. Keines der Rapsöle war verdorben oder verfälscht.
Ein kaltgepresstes Rapsöl fiel bei der sensorischen Begutachtung durch einen fischigen Geruch und einen dumpfen Geschmack negativ auf. Bei den übrigen kaltgepressten Ölen bewegte sich die Sensorik mit einem mehr oder weniger saatigen Geruch und Geschmack im Normalbereich.
QUELLE:
- ÖKO-TEST Ausgabe 11/2020 S. 28 ff
Dr. Herbert Otteneder