Verbraucher bewerten Nährwertkennzeichnungen unterschiedlich
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Verbraucher bewerten Nährwertkennzeichnungen unterschiedlich

Bundesernährungsministerin Julia Klöckner stellte die Ergebnisse der repräsentativen Verbraucherforschung am 30. September zu den zur Wahl stehenden Modellen der erweiterten Nährwertkennzeichnung vor. 58 % der Befragten antworteten der Nutri-Score® biete die meiste Unterstützung für die Auswahl von Lebensmitteln, die zu einem gesunden Lebensstil beitragen, 27 % entschieden sich hier für das MRI-Modell, 7 % für Keyhole® und lediglich 4 % für das BLL-Modell. Auch auf die Frage, welches dieser Modelle in Deutschland eingeführt werden sollte, entschied sich die Mehrheit für Nutri-Score®, gefolgt vom Modell des Max-Rubner-Instituts, der Kennzeichnung mittels dem skandinavischen Keyhole®-Modells und dem Vorschlag des Lebensmittelverbandes Deutschland (ehemals BLL).

Die Verbraucher wurden befragt, welche der folgenden Merkmale die zur Wahl stehenden Modelle zu erfüllen hätten: schnell und intuitiv verständlich - eindeutige Farben oder Symbole - lässt auf einen Blick erkennen, ob das Lebensmittel zu einer gesunden Ernährung beiträgt - grafisch sehr einfach gestaltet - hilft gut beim Vergleich verschiedener Produkte - ist informativ. All diesen geforderten Merkmalen wird nach Einschätzung der Befragten Nutri-Score® insgesamt am ehesten gerecht.

Bei der ergänzenden Nährwertkennzeichnung mit Nutri-Score® werden günstige Nährwertelemente (wie Ballaststoffe, Proteine sowie generell Obst, Gemüse und Nüsse) und ungünstige (Zucker, gesättigte Fettsäuren, Kochsalz) gegeneinander verrechnet. Der Wert des Lebensmittels wird in fünf Stufen mit Buchstaben von A (günstig) bis E (ungünstig), die jeweils farblich von grün bis rot unterlegt sind, dargestellt.

Das BMEL wird mit dem Verbrauchervotum für Nutri-Score® in den nun erforderlichen Rechtsetzungsprozess gehen. Das Ziel ist es, die Empfehlung für die Kennzeichnung in Deutschland noch im Oktober in eine Verordnung zu gießen und im Laufe des kommenden Jahres in Kraft zu setzen. Ausgehend von den europarechtlichen Vorgaben wird es eine freiwillige Kennzeichnung sein. Bundesministerin Klöckner will sich im Rahmen der anstehenden EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands für eine einheitliche europäische Lösung bei der erweiterten Nährwertkennzeichnung einsetzen.

Zu einer gegenteiligen Bewertung kommt eine Repräsentativbefragung, welche das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Lebensmittelverbands Deutschland (ehemals Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde, BLL) durchgeführt hat. Danach liegt in Bezug auf die Verständlichkeit der Vorschlag des Lebensmittelverbands klar vor Nutri-Score®. Das Kennzeichnungsmodell bietet gegenüber Nutri-Score® differenzierte Informationen. Es überzeugte knapp die Hälfte der Bevölkerung. Insgesamt 48 Prozent der Befragten fühlen sich durch das Lebensmittelverbands-Modell „sehr gut" oder „gut" über die damit gekennzeichneten Lebensmittel informiert, beim Nutri-Score® traf dies nur für 20 Prozent zu.

Das Modell des Lebensmittelverbands gibt den Brennwert und die Nährstoffe in Zahlen an und verdeutlicht deren relative Anteile an den Bezugswerten graphisch durch Kreissegmente. Eine Gesamtbewertung enthält das Modell allerdings nicht. Zweifellos ein Manko, das sich laut Philipp Hengstenberg, Präsident des Lebensmittelverbands auch in den Zahlen der Befragung widerspiegelt. Einerseits wollen 72 Prozent der Verbraucher ein Kennzeichnungssystem, welches Informationen über einzelne Nährstoffe enthält, andererseits wünschen sich 71 Prozent eine zusammenfassende Bewertung. Nur 26 Prozent können bei Nutri-Score® nachvollziehen, welche Eigenschaften des Produktes in diese Kennzeichnung einfließen. Dagegen ist laut Hengstenberg das alternative Modell des Lebensmittelverbandes mit 64 Prozent klarer Transparenz-Sieger.


 QUELLEN:

•  www.bmel.de (Startseite > gesunde Ernährung, sichere Lebensmittel > Lebensmittelkennzeichnung > Freiwillige Angaben > Erweiterte Nährwertkennzeichnung: Verbraucherinnen und Verbraucher wollen Nutri-Score®) vom 30.09.2019

•  www.lebensmittelverband.de (Start > Presse > Pressemitteilungen > Kennzeichnung > Intransparent, unverständlich, informationsarm: Die Lebensmittelkennzeichnung Nutri-Score fällt bei den Verbrauchern durch) vom 13.09.2019

•  Lebensmittelzeitung vom 04.10.2019


Dr. Herbert Otteneder (siehe auch Food & Recht, 11/2019)

 

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