Nach den Beobachtungen des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts (CVUA) Stuttgart bietet seit Ende 2018 der Handel vereinzelt „Vitamin D Pilze“ an (Anmerkung der Redaktion: zugelassenes Novel Food gem. Verordnung (EU) Nr.2017/2470) Geworben wird auf der Verpackung mit Aussagen wie „30x mehr Vitamin D“ und „100 Gramm enthalten 125 Prozent der empfohlenen Tagesdosis“.
Mit einer kleinen Versuchsreihe hat das CVUA Stuttgart die Vitamin D-Bildung in Champignons durch UV-Strahlung oder Sonnenlicht überprüft. Dazu wurden Zuchtchampignons aus dem Handel eingesetzt. Die Pilzproben wurden jeweils 30, 60 und 120 Minuten mit einer UVB-Lampe bestrahlt bzw. parallel dazu mäßiger Sonneneinwirkung ausgesetzt. Es zeigte sich, dass Vitamin D2 in den Pilzen abhängig von der Dauer und der Bestrahlungsart gebildet wird. Festgestellt wurden jeweils bei 120-minütiger Bestrahlung durch UV-Licht ca. 150 µg/kg und bei Sonneneinstrahlung ca. 100 µg/kg Vitamin D2.
Zur Versorgung des menschlichen Organismus mit Vitamin D erläutert das CVUA: Die Hauptquelle des Vitamin D3 ist seine Biosynthese in der Haut. Diese bedarf des UVB Anteils der Sonnenstrahlung und hängt daher stark vom Sonnenstand ab. In unseren gemäßigten Breiten in Deutschland kann die Biosynthese des Vitamins D3 praktisch nur in den Monaten vom April bis Oktober geschehen, wobei jegliche Sonnenschutzmaßnahme den Prozess beeinträchtigt. An sonnigen Sommertagen und unter optimalen Bedienungen kann der Tagesbedarf am Vitamin D3 allein durch die Biosynthese um ein Vielfaches gedeckt werden. Der Überschuss wird im Fettgewebe gespeichert und steht dann dem Körper zur Verfügung, wenn die Vitamin D3-Biosynthese reduziert ist.
Die Aufnahme über die Nahrung deckt bis zu 20 % des Bedarfs. In fettigem Fisch, Innereien und Eierprodukten kommt Vitamin D3 vor. Im Unterschied zu dem D3 aus Lebensmitteln tierischen Ursprungs enthalten Pilze und einige Pflanzen Vitamin D2, das aus Ergosterin ebenfalls durch die UV-Bestrahlung in Pilzen entsteht. Es konnte gezeigt werden, dass die Bioverfügbarkeit des in Pilzen vorkommenden Vitamins D2 dem Vitamin D3 aus Nahrungsergänzungsmitteln gleichwertig ist.
Nach Auffassung des Amtes kann der Verzehr von UV bestrahlten Pilzen in den Wintermonaten eine günstige Alternative zu Nahrungsergänzungsmitteln sein, um den Vitamin D Haushalt zu verbessern. Das CVUA warnt jedoch vor einer Überdosierung, die zu schwerwiegenden Folgen führen kann. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) empfiehlt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei fehlender körpereigener Bildung eine Vitamin D-Zufuhr von 20 µg pro Tag. Dies entspricht, je nach Bestrahlungsart und -dauer, 120 bis 400 g bestrahlter Champignons aus dem Modellversuch des CVUA.
QUELLE:
- www.cvuas.de (Start > CVUA Stuttgart > Aktuelle Meldungen aus Stuttgart > Vitamin D-Bedarf decken – Sonne, Pillen oder Pilze?) vom 03.08.2020
Dr. Herbert Otteneder (siehe auch Food & Recht, 10/2020)